Workcamp
Die Geschichte des Kohleabbaus in der Region Helmstedt
Zu einem sportlichen Geschichtsunterricht trafen sich die Workcamper am Montag dem 27. Juli in Hötensleben mit Wulff Biallas und ihren Fahrrädern. Auf dem Programm standen die Tagebaue der Region. Wulff Biallas gab einen Einblick in die fast 300 jährige Geschichte des Kohleabbaus unserer Region, die mit dem Entstehen der BKB im 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt fand und das nun schon seit 137 Jahren. Er erzählte auch vom schmerzhaften Einschnitt 1952 als die DDR der BKB das Kraftwerk Harbke nahm und damit den zentralen Verwerter der Kohle. Dieser politischen Entwicklung konnte aber getrotzt werden und in nur zwei Jahren wurde das Kraftwerk Offleben fertig gestellt.
Begonnen wurde mit Erratikern kurz vor Hötensleben. Dem Laien besser bekannt als Findlinge, die in der Eiszeit durch Gletscher verschoben wurden. Und schon waren die Camper auch schon vor dem Schöninger Tagebau der das Kraftwek Buschhaus versorgt. Die Kohle hat hier so mit den höchsten Brennwert von Braunkohle überhaupt. Das liegt daran, dass die Braunkohle hier schon 40 Millionen Jahre alt ist. Es wurde erklärt, dass die Kohle mit Förderbändern zum Kraftwerk transportiert wird. Da kam sofort die Frage auf, warum hier dann aber soviel Lokomotiven zur Ansicht ständen? Die Frage konnte aber schnell beantwortet werden, denn bis 1991 waren sie noch im Einsatz.
Weiter ging es zu den Schöninger Speeren. Hier kann schon von einer Weltsensation gesprochen werden, denn wer hätte gedacht, dass Urmenschen schon vor 400000 Jahren hochkommunikativ waren und zusammen zum Jagen gingen. Einige Fragen mussten hier unbeantwortet bleiben. Im nächsten Jahr wäre uns sehr geholfen, wenn uns der Förderverein Schöninger Speere bei diesem Teil der Führung durch die Tagebauregion begleiten könnten.
Weiter ging es zu den auskohlten Tagebauen die zu Restseen in der Folgenutzung umgewandelt werden. Es wurde die Aufforstung mit einem pflegeintensiven Wald gezeigt und wie dabei ein Naherholungsgebiet um die Seen entsteht. Das Ende der Tour war der Petersberg am Tagebau Wulfersdorf. Mit bedauern wurde festgestellt, dass keiner der Anwesenden sich noch an der Fertigstellung erfreuen kann und es kam der Vorschlag die Elbe eine zeitlang nicht in die Nordsee fließen zu lassen sondern hierher.
Verkehrsgarten Völpke
Am 15. Juli fand im Verkehrsgarten Völpke ein Tag der offenen Tür statt. Dieser stand ganz im Zeichen der Workcamper des Grenzdenkmalvereins Hötensleben. Herr Glandien begrüßte die jungen Leute aus aller Welt und erklärte Ihnen zunächst die Aufgabe der Verkehrserziehung in Deutschland. Anschließend gab es eine kurze Führung über das Gelände bevor Herr Glandien die Camper seinen Kollegen der Verkehrswacht und den weiteren Helfern übergab.
So gab es die Möglichkeiten in einem Überschlagssimulator den Ernstfall zu testen, die Wucht eines Aufpralls wurde simuliert, Reaktionstests durchgeführt und eine simulierte Auto- und Motorradfahrt mit allen Tücken war ebenfalls möglich.
Die Polizei klärte die Jugendlichen über die in Deutschland geltenden Regeln auf und die Feuerwehr Völpke demonstriert ihre Technik für den Ernstfall.
Die anwesenden Kinder nutzen das Angebot an Fahrgeräten und eroberten den Verkehrsgarten natürlich nach Vorschrift und den Regeln entsprechend fast.
Nach der ganzen Aufklärung über Deutschland für die Camper wollten nun die Deutschen wissen, wie es in den Ländern der Camp-Teilnehmern aussieht. Diese schmunzelten zunächst darüber, dass die Deutschen bei einer roten Ampel stehen bleiben, auch wenn weit und breit nichts kommt. Verwundert waren die meisten über die Geschwindigkeiten auf den deutschen Straßen. Natürlich herrscht über die deutsche Ordnung auch Erstaunen. So etwas sind sie in ihren Heimatländern nicht gewöhnt. Teilweise hat der sich aggressivere Fahrer die Vorfahrt erzwungen oder der Schnellere. Ein neues Auto sei in Paris nicht zu empfehlen, da es nicht lange frei von Kratzern und Beulen bleibt. So wurde der Übergang zum geselligen Teil geschaffen, der vom Verkehrsgarten organisiert wurde. Als Gäste kamen noch die Kameraden der Feuerwehr aus Hötensleben.
Das dreizehnte Workcamp
Vom 9. Juli- 11. Juli sind Anreisetage für die diesjährigen dreizehn Workcampteilnehmer. Das Interesse im Ausland war wieder sehr groß und die Gruppe wird wieder sehr bunt gemischt sein. In diesem Jahr gibt es mehr Männer als Frauen. Die Freiwilligen kommen aus Spanien, Frankreich, England, Mexiko, Südkorea, der Türkei, Serbien und der Ukraine und zum ersten Mal wird auch eine Isländerin dabei sein. Es wird sicher eine gute und aufgeschlossene Gruppe.
Wieder werden Instandhaltungsarbeiten am Grenzdenkmal durchgeführt. Das „Rock am Denkmal“ ist auch für das Workcamp zu einer Institution geworden. Auch diesmal werden die Camper beim Auf- und Abbau wieder dabei sein. Natürlich werden sie auch mit Torfrock abrocken.
Wie in jedem Jahr ist der Kontakt zwischen den Einheimischen und den Teilnehmern des Camps sehr wichtig. Hier wird im kleinen Stile Völkerverständigung betrieben. Die Feuerwehr geht hier mit großem Engagement voran, auch der Verkehrsgarten Völpke ist jedes Jahr sehr engagiert, wie auch der Schützenverein und der Sportverein. Aber auch die Hötenslebener, ob nun organisiert im Verein oder nicht, sind immer wieder mit Unterstützung dabei. Zwischen der Jugend und den Teilnehmern entstehen immer sehr gute Kontakte zuweilen auch mehr. In diesen drei Wochen wird der Jugendtreff meistens ins Workcamp verlegt oder das Workcamp findet am Abend im Jugendtreff statt. Es gibt immer Trennungstränen zum Abschluss. Hötenslebener bringen Kuchen, Obst und Gemüse aus dem Garten ins Camp. Wulf Biallas organisiert regelmäßig eine Tour durch die Tagebaulandschaft der Region, bei der auch viel Wissen vermittelt wird. Die Sensation um die Schöninger Speere wird natürlich nicht vergessen. Die für die Teilnehmer überwältigenden Tagebaue zwischen Schöningen und Helmstedt sind aber nur ein Teil der Aktivitäten neben der Arbeit. In diesem Jahr wird auf Einladung von Herrn Ackerman FDP der Bundestag besucht. Die Fahrt nach Quedlinburg ist ebenfalls ein fester Bestandteil. Geocaching wird nach dem Erfolg vom letzten Jahr auch auf der Liste stehen. Dann sind auch noch die Einladungen der Vereine ganz oben auf der Liste. So wird es ein prall gefüllter Kalender in diesen drei Wochen. Eine Zeit die die Camper immer in würdiger Erinnerung behalten werden.
Bisher waren die Workcamps immer ein großer Erfolg und wir danken noch einmal all denen, die zum Gelingen beitragen und noch nicht erwähnt wurden. Ein ganz besonderer Dank geht an die Gemeinde Hötensleben, die Gedenkstätte „Deutsche Teilung“ und dem Landesbeauftragten für Stasi-Unterlagen, denn ohne die wäre kein Camp möglich.
Zum Zwölften Mal findet das alljährlich stattfindende und erfolgreiche Workcamp am Grenzdenkmal in Hötensleben statt. Es wird auch dieses Jahr wieder multikulturell.
Die 12 Freiwilligen stammen diesmal aus Japan, Armenien, Tschechien, Polen, der Ukraine und aus Korea. Folglich treffen ab dem Freitag den 17.07.2007 wieder junge Studenten aus verschiedenen Kulturkreisen ein, was an sich schon einen besonderen Charme hat
Ein Workcamp besteht selbstverständlich nicht nur aus Arbeit. Es wird einen Besuch beim Bundespräsidenten mit einer Führung durch Schloss Bellevue und anschließender Stadtrundfahrt durch Berlin geben, wie auch eine Rundreise durch die Geologie von Millionen Jahren und die moderne Technik zum Abbau von Braunkohle. Mit der Salzgitter AG wird ein modernes Stahlwerk besichtig, was in den letzten Jahren einen besonderen Eindruck hinterließ. Schon allein die überdimensionale Technik schuf Eindruck. Im Anschluss an diesen Besuch wird die Gedenkstätte des ehemaligen KZ Salzgitter Drütte besichtigt. Individuell werden auch Fahrradtouren unternommen.
Das Festival „Rock...Kultur am Denkmal" werden die jungen Leute mit gestalten und besuchen und hoffentlich kräftig mitfeiern. Außerdem sind der Verkehrsgarten Völpke, der Schützenverein Hötensleben und natürlich die Freiwillige Feuerwehr Hötensleben wie jedes Jahr feste Bestandteile im Programm. Im Sportverein stehen die Türen auch wieder offen.
Wichtig ist aber auch, dass den Campteilnehmern viel individuelle Freizeit zur Verfügung steht, um sich näher kennen zu lernen. Denn wer weiß, vielleicht entsteht auch wieder eine langfristige Beziehung, wo aus Freundschaft mehr wurde, wie es schon öfter der Fall war.
An dieser Stelle sei schon einmal ein Dank an alle Vereine, Organisationen und Personen gerichtet, die wieder Mal zu einem Gelingen beitragen.