Herausforderung Grenze
Seit gut einer Woche sind Schüler und Lehrer der IGS Landau zu Gast in unserer Region. Zwei Jahre gab es coronabedingt eine Zwangspause. Am Sonntag, 04.09., traf Uli Roos, didaktischer Leiter der Integrierten Gesamtschule Landau, mit sieben Schülern in Hötensleben ein. Die Schüler sind in der 10. Klasse, denn hier steht die Teilung Deutschlands auf dem Lehrplan.
„Seit 2013 zählt diese Kooperation zu den festen Bestandteilen bei unseren Herausforderungen und trägt zur Demokratiebildung unserer Schüler: innen bei. 2019 haben wir dafür eine Auszeichnung der Bundeszentrale für politische Bildung aus Berlin erhalten.“, so Uli Roos.
Mit der Kooperation meint Uli Roos die Partnerschaft mit dem Grenzdenkmalverein. Mit im Boot sind aber auch immer die Gemeinde Hötensleben und die Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt. Die Gedenkstätte „Deutsche Teilung“ wurde schon besucht und nächste Woche geht es noch zur Gedenkstätte Moritzplatz. Als Erstes fand aber eine Führung durch Hötensleben und über das Grenzdenkmal statt. In Marienborn stand die Funktion der Grenzübergangstelle im Vordergrund. Es gab aber von den pädagogischen Mitarbeitern Insa Ahrens und Felix Ludwig auch eine Einweisung, wie Zeitzeugengespräche geführt werden. Damit wurde dann auch noch vor Ort unter der Begleitung der Mitarbeiter begonnen. Der nächste Tag gehörte dem Thema Flucht, den Grenzen heute und dem Thema, dass die Freiheit unser höchstes Gut ist. Der Nachmittag wurde mit einem ganz anderen Thema abgerundet, denn es ging auf Spurensuche des ersten deutschen Königs nach Quedlinburg.
Dann konnten in Büddenstedt die Erfahrungen zu Zeitzeugengesprächen umgesetzt werden. Wie immer werden beide Sichtweisen betrachtet. Hier war die Sichtweise West dran. Wie in jedem Jahr fährt die Gruppe am Wochenende nach Berlin. Auf dem Programm stehen unter Anderem der Bundestag, das Mauermuseum, das Holocaustdenkmal, der Tränenpalast, das Auswärtige Amt und natürlich ein Sightseeing.
Nächste Wochen stehen neben der Stasigedenkstätte in Magdeburg noch die Zeitzeugengespräche zur Sichtweise Ost auf dem Programm. Der Strukturwandel der Region wird auch untersucht. Es gab eine Industrialisierung, die durch die Kohleförderung und -weiterverarbeitung sowie den Zuckerfabriken geprägt war und zu einem Reichtum der Region führte. Heute sind vom einstigen Reichtum nur noch Löcher in der Landschaft, ein abgewracktes Kraftwerk, Reste von stillgelegten Zuckerfabriken und einige noch erhaltenen Rübenpalästen zu sehen. Vom Reichtum ist keine Spur mehr. Im 19. Jahrhundert war eine enorme Zuwanderung vor allem durch Arbeitskräfte zu verzeichnen. Heute wandern die Menschen ab und die Region wird zusehends zu Armenhaus. Strukturwandel eben.
Diese Projekte wie das Camp sind sehr wichtig, um der Jugend zu zeigen, was eine Diktatur anrichtet und wie wichtig eine Demokratie ist. Eine Demokratie ist aber kein Selbstläufer und sie erfordert Engagement. Dieses Engagement muss gerade bei unserer Jugend geweckt werden. Es gab mittlerweile mehrere Anfragen beim Grenzdenkmal zu weiteren Projekten dieser Art. Die mussten allerdings leider abgesagt werden, denn hier arbeiten alle ehrenamtlich und mit dem Workcamp, dem Schulcamp sowie dem Besuch in Landau wird neben dem Tagesgeschäft schon sehr viel geleistet. Vielleicht kann das Projekt aber als Modell dienen. Möglicherweise bekommt ja Hötensleben tatsächlich ein Infozentrum, an dem hauptberufliche Mitarbeiter diese Projekte über das ganze Jahr anbieten. Wichtig ist es allemal, denn Demokratie ist ein hohes Gut.
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