Großartige Veranstaltung vor zu kleinem Publikum
Am 9. Mai zeigte Steffen Lüddemann seinen Film „50 Hertz gegen Stalin" und las aus seinem dazugehörigen Buch. Wenn von der doch sehr spärlichen Kulisse abgesehen wird, war es eine rundum gelungen Veranstaltung.
Es ist schon erschreckend, dass nur knapp über 20 Personen im Publikum zu finden waren. Dabei war in der Presse, durch Plakate und durch Handzettel auf diese Veranstaltung aufmerksam gemacht wurden. Weiterhin wurden alle umliegenden Schulen der Region eingeladen. Wenn wir Veranstaltungen mit geringem Niveau anbieten würden, könnten wir es noch verstehen. Aber das ist nicht der Fall.
Die Anwesenden konnten sich aber über eine emotionale und interessante Veranstaltung freuen.
Um eine dramaturgische Verfehlung zu vermeiden wurde der Film ohne Unterbrechungen gezeigt. Dabei wurde ein eindrucksvolles Bild der Zeit von 1945 - 1950 in der SBZ und der späteren DDR unterbreitet. Dokumentarisch, unterstützt mit gespielten Szenen, wurde das Schicksal der Jugendlichen aus Altenburg in dieser Zeit geschildert. Dabei wurde durch geschickt eingefügte Intervieweinblendungen von Betroffenen und Familienangehörigen eine Spannung und emotionale Gelähmtheit erzeugt, wie es Filmemacher selten schaffen. Am emotionalsten war wohl das Interview der Schwester des, in der Moskauer Butyrka hingerichteten, Oberschülers Joachim.
Wie kam es dazu? In einer Zeit in der die Zugehörigkeit zu der FDJ immer häufiger über Schulnoten entschied als die tatsächliche Leistung, wehren sich junge Gymnasiasten gegen diese Missstände und den Personenkult gegenüber Stalin. Von ihren Lehrern sollten sie noch gegen Ende des zweiten Weltkrieges als Kanonenfutter verheizt werden. Dieselben Lehrer verdrückten sich aber bei dieser Aktion und haben gegenüber den Schülern jede Autorität verloren. Zumal jetzt von eben diesen Leuten der Kommunismus gepredigt wird.
Sie leisten aktiven Widerstand indem sie Flugblätter verteilen und sich an eine Gruppe gegen Unmenschlichkeit wenden. In ihrer jugendlichen Naivität merkten sie nicht gleich, dass diese Gruppe vom CIA unterwandert war. Dem Risiko waren sie sich schon irgendwo bewusst, jedoch spekulierten sie mit der Abschaffung der Todesstrafe. Das es wirklich bis zum äußersten kommen sollte, steigert die Tragik der Geschichte.
Für die Ansprache von Wilhelm Pieck zum 70. Geburtstag von Stalin bastelten sie einen Radiosender, um diese Ansprache zu stören und eine eigene Sendung mit Protesten zu gestalten.
Die Dramatik im weiter funktionierenden ehemaligen KZ Buchenwald während der Verhandlung durch ein russisches Militärtribunal, ist erschreckend genug. „Ein absurdes Theater" war dieser Prozess.
Im Anschluss an den Film las Herr Steffen Lüddemann das letzte Kapitel seines Romans der letzten Tage und der Hinrichtung von Joachim, durch einen Henker der über 10000 Menschen das Leben nahm. Diese sehr bedrückende und emotionale Romanpassage sorgte für minutenlange Stille.
In der folgenden Diskussion erläuterte der Autor, wie er an die Informationen gelangte. Aber auch Fragen, zu dieser in Geschichtsbücher leider wenig beleuchteten Zeit, werden erläutert. Auch dass diese Verhaftungen und Hinrichtungen in dieser Zeit kein Einzellfall waren, wurde dargelegt. Natürlich ist diese Aktion eine der spektakulärsten gewesen.
Die Anwesenden bedankten sich bei Herrn Lüdemann für den unterhaltsamen und interessanten Abend. Hoffentlich wirken sie als Multiplikator, damit die nächsten Veranstaltungen auch den Zuspruch an Zuschauern erhalten, den sie verdienen
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