Der Grenzdenkmalverein Hötensleben zu Gast auf Kongress

22.04.2010

Die DDR im Schulunterricht und die Einführung eines Gedenktages zum 23. August (dem Tag des Hitler-Stalin Paktes) für die Opfer autoritärer und totalitärer Regime waren die zentralen Themen auf dem 14. Kongress der Landesbeauftragten für Stasi-Unterlagen und für die Aufarbeitung der Folgen einer kommunistischen Diktatur.

Der Grenzdenkmalverein Hötensleben war mit Achim Walther und René Müller vertreten. Am Freitag den 16. April hat Marita Pages-Heineking, die Landesbeauftragte von Mecklenburg Vorpommern, diesen Kongress im wunderbaren Carolinum von Neustrelitz eröffnet. Da die Schule ein zentrales Thema war, wurde mit dem größten Gymnasium von MV, einem Schmuckstück, eine sehr gute Wahl getroffen. Das Ensemble des Carolinum begleitet auch die Teilnehmer durch den Abend. Die Festansprache wurde durch Prof. Dr. Alfred Gomolka gehalten.

Der Samstag stand im Zeichen des Themas die DDR im Schulunterricht. „Grenzen und Perspektiven der Aufarbeiten“ war der Titel des Impulsvortrages von Prof. Dr. Klaus Schroeder. Schroeder untersuchte das Wissen der Schüler zum Thema DDR und dabei traten erschreckende Ergebnisse zu Tage. Walter Ulbricht wurde dort zum Schlagersänger, die DDR vollkommen verniedlicht (Ostalgie) und verklärt. Gerade in den Bundesländern, die früher geographisch das Gebiet der DDR waren, war das Geschichtsverständnis und Geschichtsbild völlig verklärt. Im Anschluss wurden das Projekt Bildungsbus und Projekte von Schulen aus MV präsentiert, die zeigen, dass eine Statistik gelegentlich lügen kann. Es wurde eindrucksvoll gezeigt, wie intensiv sich Schüler und Lehrer mit unserer zeitnahen Geschichte auseinandersetzen. Das Spektrum reichte von der Aufarbeitung der Geschehnisse um eine Stasigedenkstätte, Theaterstücke bis zur Aufarbeitung regionaler Aspekte. Ein sehr interessantes Projekt war die Auseinandersetzung mit der Schriftstellerin Brigitte Reimann eines Gymnasiums aus Neubrandenburg. Reimann wollte als Schriftstellerin die DDR nicht beseitigen, zeigte aber offen ihre Fehler auf. Das passte natürlich nicht in das Bild der Verantwortlichen. So wurde ihr Roman Franziska Linkerhand einfach gekürzt. Möglicherweise ist es auch eine Metapher, dass die Titelheldin eine Architektin ist. Mit dieser Grundlage setzten sich die Schüler sehr intensiv mit dem Thema DDR auseinander. Aber auch hier kam es zu der Aussage einer Schülerin, dass sie sich eine DDR wünsche wie sie sich Reimann erträumt hat. Projekt fehlgeschlagen? Nein, denn es handelte sich hier nicht um ein Geschichtsprojekt, sondern um eine Wahlaufgabe die sich die Schüler selbst stellten, es entstand so eine sehr interessante Diskussion.

Auf der anschließenden Podiumsdiskussion wurde untersucht, warum jedoch trotz solcher Projekte, die Ergebnisse von Prof. Dr. Schroeder schockierend waren. Zeitgründe sind ein Argument der Lehrer gewesen. Es stellte sich aber auch heraus, dass in den alten Bundesländern ein Desinteresse herrscht. In den neuen Bundesländern findet eine Verklärung im Elternhaus und leider auch noch in den Schulen statt. Das trifft nicht auf jede Schule zu und nicht jedes Elternhaus ist unaufgeklärt. Es sind aber auch nicht wenige, auf die es zutrifft. Ein Ausblick in die Zukunft war, dass es mehr Initiative geben muss, bei der Aufarbeitung unserer jüngsten Vergangenheit.

Wir der Grenzdenkmalverein Hötensleben unterstützen gern die Schulen der Region und auch darüber hinaus. Leider bleiben unsere Einladungen zu Lesungen an die Schulen unserer Region, die immer auf ein junges Publikum zugeschnitten sind, gänzlich unbeantwortet. Wir sind unter www.grenzdenkmal.com zu erreichen und stehen für Führungen über das Grenzdenkmal oder auch für Zeitzeugengespräche und Vorträge zur Verfügung. Unsere Arbeit ist ehrenamtlich und somit entstehen den Schulen keine Kosten von unserer Seite.

Mit dem empfehlenswerten Theaterstück „ Staats-Sicherheiten wurde der Samstag geschlossen

Der Sonntag stand im Zeichen des 23. August 1939. Für viele ist dieses Datum heute ohne Bedeutung, jedoch für viele baltische, slawische Staaten und dann alle Ostblockstaaten nicht, denn hier begann die politische Repression der betroffenen Staaten. Der Schriftsteller Richard Wagner eröffnete die Podiumsdiskussion mit seinem Vortrag.

Es wurde eine Petition besprochen die in den Bundestag eingereicht werden soll, in der der Bundestag gebeten wird, den 23. August als EU-weiten Gedenktag für die Opfer autoritärer und totalitärer Regime einzuführen.

Der Kongress wurde mit einer Gedenkveranstaltung an der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt Neustrelitz beendet.

Im nächsten Jahr findet dieser Kongress in Sachsen Anhalt statt.

 

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